Olanzapin sollte wie alle anderen Psychopharmaka auch nur vorsichtig abgesetzt werden. Hier erfährst du weitere nützliche Tipps.
Olanzapin ist ein Medikament, welches der Psychiater vor allem bei Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen verschreibt. Wie bei einem Antidepressivum kommt es auch bei der Einnahme eines solchen Neuroleptikum zu Nebenwirkungen, eine häufige Nebenwirkung ist beispielsweise die Gewichtszunahme. Doch hier geht es nicht um Nebenwirkungen, sondern um Absetzsymptome, die beim Absetzen des Medikaments auftreten.
Wenn das Absetzen von Olanzapin, auch unter dem Namen Zyprexa bekannt, richtig durchgeführt wird, können die störenden Nebenwirkungen gemildert und weitgehend beseitigt werden. Antipsychotische Medikamente gehören - neben Benzodiazepinen - zu den schwierigsten Medikamenten, die man absetzen kann.
Umso wichtiger ist es zu wissen, worauf man beim Absetzen von Neuroleptika wie Olanzapin achten sollte. So kann man mögliche Absetzerscheinungen verhindern oder zumindest verringern. In diesem Artikel erfährst du alles, was du zum erfolgreichen Absetzen von Olanzapin wissen solltest.
Allgemeine Empfehlungen für das Absetzen von Olanzapin
Für die Entwöhnung von Olanzapin wird oft eine stationärer Aufenthalt empfohlen. Allerdings sind die meisten Kliniken in der Regel gar nicht auf diese Art der Entzugsbehandlung ausgerichtet bzw. spezialisiert.
Die Genfer Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation für das Entzugsmanagement in geschlossenen Einrichtungen enthalten keine Protokolle für den Entzug von Psychopharmaka wie atypische Antipsychotika, Antidepressiva, Benzodiazepinen usw.
Ihre Empfehlungen, die weltweit weit verbreitet sind, enthalten keine spezifischen oder praktischen Richtlinien für das Absetzen von Antipsychotika. Nimm dir also Zeit, um eine stationäre Einrichtung zu finden, die sich mit diesem Thema auskennt und dir die Protokolle für einen langsamen Entzug und eine langfristige Betreuung anbieten kann.
Wenn dir eine solche spezialisierte Einrichtung nicht zur Verfügung steht, suche dir einen ambulanten Arzt, von dem du glaubst, dass er das Verständnis, das Fachwissen und das Mitgefühl hat, dir zu helfen.
Die allgemeinen Empfehlungen umfassen:
- Setze Olanzapin nicht abrupt ab oder beginne nicht mit dem Enzug, wenn du noch instabil bist. Der größte Erfolg lässt sich mit vorbereitenden Maßnahmen erzielen, die zunächst ein gewisses Maß an Stabilität erreichen. Das wäre dann der ideale Zeitpunkt, um mit dem Tapering, also dem Ausschleichen des Medikaments, zu beginnen.
- Schließe mit einem vertrauenswürdigen Familienmitglied oder Freund eine Art Vertrag ab, bevor du mit dem Absetzen beginnst - das ist eine Vorsichtsmaßnahme, um zu verhindern, dass du deinen eigenen Erfolg in einem vorübergehenden Moment des ungeordneten Denkens sabotierst.
- Nimm dir Zeit, um einen Arzt zu finden, z. B. einen Ernährungspsychiater, der bereit und in der Lage ist, dir zu helfen.
- Verzichte auf Koffein und Stimulanzien wie Koffein in Kaffee und Energydrinks und vermeide rezeptfreie Medikamente wie Aspirin und Tylenol©.
- Verzichte auf das Rauchen von Marihuana und den Konsum anderer hoch-THC-haltiger Produkte sowie auf andere Freizeitdrogen.
- Verzichte nicht auf das Frühstück und nimm auch über den Tag verteilt mehrere kleine proteinbasierte Mahlzeiten und niedrig-glykämische Snacks zu dir, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten.
- Verzichte auf Zucker und raffinierte Mehlprodukte wie Gebäck, Krapfen usw. Wenn du hungrig bist, dann solltest du auch was essen. Halte dir organische Vollwert- und Proteinsnacks bereit, um Heißhungerattacken auf Zucker/Kohlenhydrate zu vermeiden.
- Das menschliche Mikrobiom ist eine äußerst wichtige Säule für das körperliche und geistige Wohlbefinden. Unterstütze die Gesundheit deines Mikrobioms, indem du fermentierte Lebensmittel und Probiotika zu deiner täglichen Ernährung hinzufügst.
- Beginne allmählich mit körperlicher Betätigung und steigere dich zu einem kräftigeren Ausdauertraining.
- Die kleinste Dosis von Olanzapin (weiße runde 2,5 mg) erleichtert die genaue Messung im Verlauf des Reduzierens.
- Wenn du mehrere Medikamente einnimmst, solltest du deinen Arzt bitten, dir bei der Planung der besten Reihenfolge für das Absetzen weiterer Medikamente zu helfen.
- Gehe es langsam an, indem du den Prozentsatz der Reduktion und die Zeiten zwischen den Reduktionen anhand der Symptome und der Verträglichkeit festlegst, was du regelmäßig mit deinem verschreibenden Arzt besprichst.
- Mache dich mit den wahrscheinlichen Olanzapin-Entzugssymptomen vertraut, damit du nicht erschreckt oder von ihnen überrascht wirst.
- Informiere deinen Arzt oder deine Ärztin, wenn du nicht mehr gut essen oder schlafen kannst. Das kann bedeuten, dass du deine Dosis zu schnell reduzierst oder dass du wieder mit einer höheren Dosis beginnen und sie dann langsamer reduzieren musst.
- Sorge für ausreichend Schlaf. Es gibt nicht-medikamentöse Schlafmittel wie z.B. Baldrian, CBD oder Melatonin, die dabei helfen können. In extremen Fällen von Schlafmangel solltest du bei Bedarf über die vorübergehende Einnahme eines nicht-antipsychotischen Medikaments sprechen.
- Sei darauf vorbereitet, dass gegen Ende des Ausschleichens die letzten Reduzierungen länger dauern können.
- Besprich den Einsatz von Überbrückungsmedikamenten, falls nötig, um eine schwierige Phase zu überbrücken.
- Praktiziere erdende Aktivitäten wie angenehme Spaziergänge, Hobbys, auf die du dich gut konzentrieren kannst, stressfreie Arbeit, vermeide laute, übermäßig stimulierende Musik und andere Erregungsquellen. Yoga und Achtsamkeitsübungen haben sich in veröffentlichten Studien als hilfreich erwiesen, um Stress und Ängste abzubauen.
- CBT (kognitive Verhaltensberatung) hat sich ebenfalls als hilfreich erwiesen, um das psychische Wohlbefinden zu verbessern, und zwar mit lang anhaltender Wirkung.31
- Teile die Informationen auf unserer Seite über Alternativen zu Antipsychotika mit dem Arzt, mit dem du zusammenarbeitest.
Der erste Schritt für Patienten ist, stabil zu werden
Ich habe viele Beiträge und Erfahrungsberichte gelesen und der erste Fehler, den viele Patienten machen, ist zu früh mit dem Absetzen zu beginnen. Das kann auch auch aus den Erfahrungen meiner Leser immer wieder herauslesen.
Wenn du mit dem Absetzen von Olanzapin beginnst, solltest du einen stabilen Zustand erreicht haben. Das bedeutet im Allgemeinen, dass du gut isst und schläfst und das Medikament gut verträgst. Es kann sein, dass du einige unerwünschte Nebenwirkungen hast, aber du bist zum Beispiel nicht ständig wütend oder streitest mit deinen Mitmenschen, und du leidest nicht unter Psychosen oder manischen Symptomen.
Nimm dir Zeit, um dich vorzubereiten, bevor du mit dem Absetzen beginnst. Nutze die Vorschläge in diesem Artikel und auf unserer Seite über Alternativen zu Psychopharmaka als Leitfaden, den du mit deiner medizinischen Aufsicht besprechen kannst.
Wenn du dich dafür entscheidest, das Absetzen ambulant, also zu Hause, durchzuführen, empfehlen wir dir, ein solides Team aus vertrauenswürdigen Familienmitgliedern und Freunden zusammenzustellen und eine medizinische und ernährungswissenschaftliche Betreuung zu finden, mit der du zufrieden bist und der du vertraust. Im Folgenden findest du weitere Informationen zu anderen vorbereitenden Schritten, die dir beim Absetzen von Olanzapin helfen werden.
Abmachung/"Vertrag" mit einer vertrauten Person zur Absicherung
Das Absetzen von Olanzapin erfolgt am besten in einem Team, auf keinen Fall allein. Es ist von großem Vorteil, wenn du mit einer Person deines Vertrauens, sei es ein Familienmitglied, ein Freund oder eine Betreuungsperson, einen "Vertrag" abschließt.
Während des Entzugs von Antipsychotika, vor allem wenn er zu schnell erfolgt, besteht nämlich das Risiko, dass die Symptome der Manie zurückkehren. Die Person könnte plötzlich das Gefühl haben, dass sie die Medikamente nicht mehr braucht und lieber in ein Flugzeug steigen möchte, um auf eine Insel zu fliegen oder eine andere lustige Aktivität zu unternehmen.
Anstatt wieder im Krankenhaus zu landen, was die übliche Folge eines solchen impulsiven Verhaltens wäre, kann man einen Vertrag zur Sicherheit unterschreiben. Der Vertrag besagt, dass eine Person, die beschließt, die Behandlung abzubrechen oder die medizinischen Anweisungen des Arztes nicht zu befolgen, ins Krankenhaus eingeliefert oder die Polizei eingeschaltet werden muss. Eine abrupte Beendigung der antipsychotischen Medikation ist nicht sicher. Hilf dir selbst, indem du einen Vertrag zur Sicherheit abschließt, bevor du mit dem Absetzen beginnst.
Medizinische Unterstützung für deinen Entzug
Die meisten würden wohl zustimmen, dass eine stationäre Behandlung wahrscheinlich der wünschenswerteste Weg für das Absetzen wäre.
Ich bin da anderer Meinung, denn:
- ist es sehr schwierig, eine Klinik zu finden, die sich damit gut auskennt
- ist das wichtigste, sich genügend Zeit für das Absetzen zu nehmen. Typischerweise geht das über Monate und die Zeit hat man in der Klinik meistens gar nicht.
Verzichte auf alle Formen von Koffein oder anderen Stimulanzien
Die Bedeutung dieser Aussage kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Koffein in Form von Kaffee, Energydrinks oder anderen Stoffen mag während der Einnahme von Medikamenten einen willkommenen Rausch ausgelöst haben, aber die Flut von Dopamin im Körper kann die Waage so weit ausschlagen lassen, dass sie medizinisch gesehen katastrophal ist. Sei daher lieber auf der sicheren Seite und vermeide Stimulanzien, während du Olanzapin absetzt.
Beende den Freizeitkonsum von Marihuana
Der Freizeitkonsum von Marihuana hat dazu geführt, dass einige Menschen, vor allem solche mit einem genetischen Profil, das den Abbau von THC hemmt, mit einer drogeninduzierten Psychose im Krankenhaus gelandet sind. Selbst wenn Marihuana während der Einnahme von Olanzapin gut vertragen wurde, kann das Ergebnis beim Absetzen eines Medikaments wie Olanzapin ganz anders aussehen. Geh daher auf Nummer sicher und vermeide das Risiko.
Frühstücken und den Blutzucker im Auge behalten
Blutzuckerspitzen und -abstürze können Symptome hervorrufen, die psychische Erkrankungen imitieren. Du kannst die Ernährung als Instrument nutzen, um den Blutzuckerspiegel über den Tag hinweg zu stabilisieren, indem du dich auf Eiweiß konzentrierst und auf Zucker und raffinierte Mehlprodukte verzichtest. Hab keine Angst, reichlich zu essen und Hungerperioden zu vermeiden, indem du mit einem guten Frühstück beginnst und über den Rest des Tages mehrere kleine Mahlzeiten und Snacks zu dir nimmst.
Kardio-Training
Studien haben ergeben, dass Sauerstoff ein Kofaktor für die Verbrennung von überschüssigem Dopamin ist. Herz-Kreislauf-Training ist eine hervorragende Strategie, um die Atmung und die Herzfrequenz auf angenehme Weise zu erhöhen. Neben den vielen anderen Vorteilen, die Bewegung mit sich bringt, kann vor allem Ausdauersport dazu beitragen, die Dopaminflut abzuschwächen, die beim Absetzen von Antipsychotika zu erwarten ist.
Frag deinen Arzt nach der kleinsten mg-Dosis, um die Dosis genau einzustellen
Vielleicht ist dein Arzt bereit, dir neben der normalen Dosis auch einige 2,5 mg-Tabletten zu verschreiben, also die kleinste Milligramm-Version.
(Das heißt natürlich nicht, dass du gleich auf die kleinste Dosis gehst.)
Beide Größen zu haben, kann dir dabei helfen, die verschiedenen reduzierten Dosierungen im Laufe des Ausschleichens genau zu konfigurieren. Wenn du zum Beispiel von 20 mg auf 17,5 mg heruntergehen willst, halbierst du die 20 mg, so dass du 10 mg erhältst, und nimmst dann 3 x 2,5 mg, was insgesamt 17,5 mg ergibt.
Umgang mit mehreren Medikamenten
Stimulanzien werden am besten schrittweise reduziert, bevor du dein Antipsychotikum absetzen kannst. Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über das Absetzen von SNRIs, Provigil oder ähnlichen Medikamenten, bevor du mit dem Absetzen von Zyprexa beginnst.
Wenn du jedoch Lithium, Depakote, Benzodiazepine oder ähnliche Medikamente einnimmst, kann es hilfreich sein, diese Medikamente während des Absetzens von Olanzapin weiter einzunehmen. Sie können sozusagen als Puffer dienen. Diese Fragen solltest du mit deinem Arzt besprechen, bevor du mit dem Tapering beginnst. Nicht jeder wird unbedingt in der Lage sein, Olanzapin auf Null zu reduzieren, aber strebe trotzdem die geringste Dosis mit den geringsten Nebenwirkungen an, was eine große Verbesserung deines Lebens bedeutet, auch wenn du und dein Arzt sich dafür entscheiden, die niedrigstmögliche Dosis an antipsychotischen Medikamenten beizubehalten.
Wenn du einen stabilen Punkt erreicht hast, kannst du damit beginnen, das Depakote oder andere Medikamente vorsichtig und langsam auf eine möglichst niedrige Dosis oder in manchen Fällen sogar auf Null zu reduzieren, wobei du immer in engem Kontakt mit deinem medizinischen Betreuungsteam bleibst.
Wie lange wird das Absetzen dauern?
Wir haben festgestellt, dass eine Person, die ständig unter Psychose-Symptomen leidet, auch wenn sie Medikamente einnimmt, viel mehr Schwierigkeiten hat, ihr Olanzapin auf Null zu reduzieren, als Personen, deren Symptome nur sporadisch auftreten. In diesem Fall wird mehr Zeit benötigt, da das Absetzen eine große Herausforderung sein kann. Versuche also, geduldig zu sein.
Viele Menschen haben das Olanzapin innerhalb eines Zeitrahmens von etwa einem Monat pro Jahr, das sie das Medikament eingenommen haben, erfolgreich abgesetzt. Aber jeder Fall ist einzigartig. Der Zeitrahmen für die Umstellung hängt von der allgemeinen Gesundheit der Person, der Dauer der Medikamenteneinnahme, der Schwere und den Merkmalen der Symptome und anderen Faktoren ab.
Symptome und Warnzeichen während des Entzugs
Absetzsymptome können Anzeichen dafür sein, ob der Entzug zu schnell verläuft. Wenn du anfängst, nicht mehr zu schlafen oder nicht mehr zu essen, wenn du anfängst, dich mit deinen Mitmenschen zu streiten oder dich von grüblerischen Gedanken verzehren zu lassen, oder wenn du Anzeichen von Manie zeigst, sind das rote Flaggen.
Man geht davon aus, dass der Mechanismus der Hochregulierung (erhöhte Empfindlichkeit von Dopamin und anderen Rezeptoren) eine wichtige Rolle spielt. Wenn unerwünschte Entzugserscheinungen auftreten, wird dein Arzt wissen, dass er die Dosis langsam reduzieren muss, möglicherweise mit einer höheren Dosis wieder anfangen muss und dann, wenn sie stabil ist, mit der langsamen Reduzierung beginnen kann.
Überstürze die letzten Schritte nicht
Dies gilt im Allgemeinen für alle Medikamente, aber wir haben festgestellt, dass dies besonders für Antipsychotika zutrifft. Der Prozentsatz der Dosisreduzierungen gegen Ende des Absetzens sowie die Zeit zwischen den Dosisreduzierungen müssen möglicherweise erheblich verlängert werden, wenn du dich dem Ende des Prozesses näherst. Gib dem Körper in dieser wichtigen Zeit der Heilung genügend Zeit, sich anzupassen.
Überbrückungsmedikamente
Gegen Ende der Dosisreduzierung kann es zu einem Dopaminschub kommen, der sich in der Rückkehr manischer oder anderer Symptome äußern kann. In bestimmten Fällen kann die Einnahme eines Überbrückungsmedikaments helfen, die Auswirkungen dieses Phänomens zu mildern. Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin darüber, ob es hilfreich sein kann, eine solche Sackgasse auf diese Weise zu überbrücken. Mehr über Überbrückungsmedikamente erfährst du auf unserer Seite zum Absetzen von Medikamenten