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Januar 5, 2021

Die erste Arbeitsunfähigkeitbescheinigung mit der Diagnose "Depression" ist schon ein komisches Gefühl. Und löst oftmals auch Ängste und Sorgen aus, wie es mit der ganzen Krankschreiberei im Detail weitergeht.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich dachte: "Ich kann nicht mehr". Und mich dann das erste Mal wegen Depressionen krankschreiben lassen musste. Und kann Leute, die sich wegen der Krankschreibung Sorgen machen, sehr gut verstehen.

Da geht es einem auf gut deutsch gesagt sche…, und dann muss man sich neben den Beschwerden durch Krankheit auch noch um diesen lästigen Kram kümmern. Auf diesen Stress könnte man je wirklich verzichten. Sowieso schon die ganze Zeit am Zweifeln und Grübeln, kommen dann auch noch Fragen und Sorgen hinzu, die einen noch weiter belasten können:

  • Soll ich mich überhaupt krankschreiben lassen oder doch nochmals versuchen, arbeiten zu gehen? (Obwohl es definitiv nicht mehr ging)
  • Kann mich mein Hausarzt überhaupt krankschreiben oder muss ich deswegen gleich zum Neurologen oder Psychiater?
  • Was darf ich alles machen, wenn ich krankgeschrieben bin, kann ich auch in Urlaub gehen?
  • Falls ja, wie lange darf mich mein Hausarzt bei Depressionen eigentlich krankschreiben?
  • Wie lange bekomme ich mein normales Gehalt und ab wann bekomme ich Krankengeld?
  • Was muss und was sollte ich meinem Arbeitgeber am besten sagen?
  • Was darf ich während der Krankschreibung machen und nicht? Schließlich ist man ja nicht wie bei einer schweren Erkältung ans Bett oder ans Haus gefessel?

Später, als dann deutlich wurde, dass ich wegen meiner Krankheit einfach eine längere Auszeit benötige, kamen dann Fragen und Probleme wie:

  • Kann ich während bzw. trotz der Krankschreibung in Urlaub gehen?
  • Was, wenn die Krankenkasse Druck macht und ich zum MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkasse) muss?
  • Wird mein Krankengeld jetzt eingestellt?

Und so weiter und so fort. Eine enorme Belastung und für die „Genesung“ der Krankheit nicht wirklich förderlich.

Deswegen habe ich versucht, die wichigsten Fragen für Dich zu beantworten. Und ich versuche auch, einige Tipps aus meiner Erfahrung zu geben. Und hoffe so, dass ich Dir ein kleines bisschen dabei helfen kann, etwas ruhiger zu schlafen.

Dauer bzw. Länge der Krankschreibung

Fangen wir direkt an und kommen zur Frage, wie lange man bei der „Krankheit“ Depressionen krankgeschrieben werden kann. Die Antwort ist im Prinzip recht einfach: so lange wie nötig. Auf Krankengeld, welches Du nach 6 Wochen bekommst, hast Du 1,5 Jahre Anspruch. Die ersten 6 Wochen bekommst Du volle Lohnfortzahlung.

Voraussetzung ist aber, dass Du einen Arzt hast, Der Dich krankschreibt. Im Allgemeinen ist das auch kein Problem, schon gar nicht für die ersten Wochen und Monate der Erkrankung.

Langfristig solltest Du aber schauen, dass Du Deinen Ärzten vertraust und sie Dir. Bzw. nach solchen Ärzten suchen und gegebenenfalls zu diesen wechseln.

Was ich damit meine…

Ich war bei meiner ersten Erkrankung kurz zuvor umgezogen und hatte somit eine Hausärztin, die mich nicht kannte. Und ich glaube beim zweiten Termin kam ich schon mit einer Depression an und wollte mich krankschreiben lassen. Ich konnte regelrecht ihren Zweifel in den Augen ablesen und sie dachte wahrscheinlich, ich wollte mich nur von der Arbeit drücken. Da hatte sie mich leider total falsch eingeschätzt.

Dennoch: sie tat das Richtige und überwies mich an einen Psychiater/Neurologen. Dieser diagnostizierte zunächst eine mittelschwere depressive Episode (F32.9 G, später dann F32.2) sowie eine Neurasthenie (zu deutsch: Erschöpfungsdepression). Er schrieb einen Brief an die Hausärztin und ich merkte direkt, wie sie entspannte, da sie jetzt etwas von einem Facharzt hatte.

Lesetipps:

Was soll ich meinem Arbeitgeber sagen?

Das finde ich wirklich eine schwierig zu beantwortende Frage.

Aber zunächst einmal hat der Arbeitgeber kein Recht darauf zu erfahren, welche Krankheit oder welche Diagnose sein Arbeitnehmer denn tatsächlich hat. Wie offen Du mit deiner Erkrankung umgehen möchtest, hängt auch von dir individuell und das Verhältnis zu Deinem Arbeitgeber ab. Im würde sagen, im Zweifel lieber eher bedeckt halten. Am Anfang weißt Du ja auch noch gar nicht, wie lange das alles dauert.

Etwas offener würde ich mit der Frage umgehen, wie lange das denn noch dauert. Schließlich hat dein Arbeitgeber ja auch ein Interesse daran, dass Du möglichst bald wieder "zurückkommst". Ich würde am Anfang einfach sagen, dass Du es noch nicht einschätzen kannst, wie lange das noch dauert. Und dann weiß er schonmal, dass es womöglich etwas länger dauern kann, denn der Arbeitgeber muss ja womöglich einen Ersatz für Dich einplanen.

Wenn Du mehr weißt, kannst Du das deinem Arbeitgeber dann mitteilen. Falls Du nicht möchtest, dass der Arbeitgeber von Deiner psychische Erkrankung mitbekommt, dann achte darauf, dass die Krankmeldung vom Hausarzt und nicht vom Psychiater bzw. Neurologen kommt.

Krankschreibung durch Hausarzt oder Psychiater bzw. Neurologen?

Das ist auch die Regel: die Hausärzte schreiben krank und wenn es länger dauert, holen sie sich Bestätigung durch einen Facharzt. Du musst also nicht jedes Mal zum Facharzt (Psychiater), um Dir eine Krankschreibung abzuholen.

Die Hausärzte sind dabei sicher unterschiedlich: manche schreiben einfach krank ohne zu mucken, andere überweisen einen direkt zum Psychiater und andere sind schnell dabei,  den Rezeptblock zu zücken und Antidepressiva zu verschreiben.

Hier komm‘ ich auch schon zu meinen Tipp Nr. 1:

Auf jeden Fall solltest Du darauf bestehen, eine Überweisung zu einem Psychiater/Neurologen zu bekommen. Denn wenn sich später wirkich die  Krankenkasse meldet und dich wieder zur Arbeit oder zum MDK „schicken“ möchte, ist es einfach viel besser, wenn man etwas von einem Facharzt, also vom Psychiater oder vom Neurologen in der Hand hat. 

Außerdem sind die Wartezeiten meistens recht lange und da ist es gut, wenn man vorzeitig einen Termin ausmacht. Absagen kann man schließlich immer noch.

Ich möchte dir auch ein wenig die Angst vor dem Psychiater nehmen. Die eine Sache ist die, ob bzw. inwiefern sie dir bei deiner Depression helfen können. Außer Antidepressiva „ausprobieren“ hab‘ ich da noch nicht viel gesehen.

Das bedeutet aber wiederum auch nicht, dass man Angst vor Ihnen haben müsste. Meiner war und ist immer sehr nett. Und im Nachhinein auch ein wichtiger Schlüssel dabei, später meine (private) Berufsunfähigkeit (nicht Erwerbsunfähigkeit bzw. Erwerbsminderungsrente) durchzusetzen.

Außerdem können und sollten die Psychiater nicht nur die psychische, sondern auch die körperliche Seite durchchecken, z.b. Hirnströme messen. Auch wenn dabei (man muss sagen „zum Glück“) meist nichts dabei rauskommt, gehört das einfach zur Diagnose hinzu, um sicher zu gehen, dass statt der psychischen Erkankung nicht doch eine andere körperliche Erkrankung vorliegt.

Ich möchte sogar so weit gehen und sagen: mache am besten gleich mehrere Termine bei unterschiedlichen Psychiatern aus. Dann kannst Du bei dem bleiben, mit dem du am besten klarkommst. Das ist ja ein großer „Vorteil“ des deutschen Gesundheitssystems, das man zumindest so oft wie man will zum Arzt kann – und auch zu wem man möchte, wenn man denn erstmal einen Termin bekommt.

Also Tipp 2:

Mache sogar mehrere Termine bei unterschiedlichen Psychiatern aus. 

Psychiater vs. Psychotherapeut

Zur Unterscheidung: Psychiater sind Ärzte, die stellen die Diagnose und verschreiben Medikamente, empfehlen womöglich auch eine Psychotherapie. Psychotherapeuten sind im Allgemeinen keine Ärzte, sonderen Psychologen (mit Psychologie-Studium) mit einer Weiterbildung zum Psychotherapeuten. Das sind die, mit denen man eine Gesprächstherapie macht, meist einmal bis zweimal pro Woche – abhängig von der Art der Psychotherapie. Es gibt Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologische Therapie sowie die Analytische Therapie.

Wie sieht es mit Psychotherapie aus?

Jetzt stellst Du Dir, wo wir schon bei Terminen sind,  vielleicht die Frage, wie es mit Terminen bei Psychotherapeuten aussieht.

Ich würde sagen: das hängt davon ab. Wenn Du das Bedürfnis nach einer Gesprächstherapie hast, dann versuche ruhig, auch gleichen einen Termin zu bekommen. Wenn Du jedoch unsicher bist und Menschen in Deinem Umfeld hast, mit denen Du gut reden kannst, kannst Du auch erstmal „abwarten“.

Du kannst übrigens die Psychotherapeuten erstmal für einige Sitzungen testen, um zu sehen, ob die Chemie stimmt. Hab also keine Angst davor, dass Du dich da gleich „binden“ oder festlegen musst.

Gerade wenn Du keine Antidepressiva einnimmst, kann es Dir später auch „zu gute“ kommen, wenn Du vorweisen kannst, dass Du etwas gegen deine Krankheit, die Depressionen, „unternimmst“.

Sprich wenn später die Krankenkasse kommt und dich wieder zur Arbeit schicken möchte. Da kannst Du dann gut sagen: ich bin ja gerade mitten in der Therapie und ich brauch einfach noch meine Zeit.

Also Tipp Nr. 3:

Falls es sich andeutet, dass die Krankschreibung länger ausfällt, dann würde ich empfehlen, einen Psychotherapeuten zu suchen.

Wie Du dabei genau vorgehst, ist für sich ein extra Kapitel und deswegen habe ich hierfür auch einen extra Artikel geschrieben, den Du hier nachlesen kannst.

Unterstützung und Hilfe suchen

Und falls Du Dich jetzt bereits überfordert fühlst, was ich vollkommen nachvollziehen kann, möchte ich Dich hier auch dazu ermuntern, dir Hilfe zu suchen, wenn Du das mit den vielen Terminen nicht selbst hinbekommst. Ob der Kontakt aus Deiner Familie oder Deinem Freundes- oder Bekanntenkreis oder eine sonstige Vertrauensperson, das spielt gar keine Rolle.

Und vielleicht machst Du das auch am besten als ersten Schritt, deswegen nenne ich den Rat auch mal Tipp Nr. 0:

Suche dir Unterstützung bei den Terminen mit Hausarzt, Psychiater und Psychotherapeuten. Jemand, der dir Hilfe und Unterstützung bietet, die Termine auszumachen und wahrzunehmen. Vielleicht kann Dich derjenige ja auch zu den Terminen begleiten.

Bei den Ärzten führt das auch meistens dazu, dass die sich dann mehr Zeit nehmen. Vielleicht, weil es Ihnen wichtiger vorkommt, wenn noch jemand dabei ist oder vielleicht auch einfach, weil es Ihnen dann schwer fällt, jemanden „schnell abzuwickeln“.

Meine Erfahrung ist auf jeden Fall: wenn ich im Wartezimmer sitze und mehr als ein Patient geht mit ins Sprechzimmer, da weiß ich schon: es dauert länger 😊.

Lesetipp: Raus aus der Depression

Was ist bei einer Krankschreibung mit Depressionen erlaubt?

Also bei einer Depression ist es jetzt ja nicht so, dass man wie bei einer Erkältung oder Grippe zu Hause bleiben müsste. Deswegen brauchst Du Dir keine Sorgen machen, was Du denn jetzt darfst und nicht darfst. Ein Krankenschein mit der Diagnose "Depression" oder "Depressive Episode" o.ä. fesselt Dich also nicht ans Haus. Im Gegenteil: das wäre ja für die Genesung der Krankheit auch gar nicht förderlich. Es gibt natürlich Krankheiten wie ein Infekt oder nach einer Operation, in der eine Schonung angesagt ist. Aber bei Depressionen ist im Prinzip alles erlaubt, da liegt ja das Problem viel mehr darin, dass man meist zu nichts Lust hat.

Krankengeld ab 6. Woche bis anderhalb Jahre

Eine Depression ist leider in den meisten Fällen nicht in wenigen Wochen „gegessen“, sprich überstanden oder ausgeheilt. Deswegen gehen die 6 Wochen, in denen man noch die volle 100% Lohnfortzahlung erhält, leider recht schnell rum.

Danach bekommst Du Krankengeld, was schon deutlich weniger ist, und das kannst Du bis anderthalb Jahre beziehen. Falls Dir das Sorgen bereitet, dann rechne das am besten direkt mit einem Krankengeldrechner aus.  Dann weißt du, was auf Dich zukommen könnte und dann kannst Du damit auch besser planen.

Bei mir war das so, dass ich insgesamt ein Jahr Lang Krankengeld bekam, und das weitgehend „problemlos“.

Nur als ich nach ca. 4 Monaten ein Schreiben von der Krankenkasse bekam und ich zum MDK musste, hatte ich einen Riesen Bammel, dass die mich wieder zur Arbeit schicken wollen. Ich war einfach bei weitem noch nicht so weit. Nach dem Termin beim MDK ließen die mich aber in Ruhe und ich bekam die vollen 12 Monate mein Krankengeld.

Das wäre auch mein Tipp Nr 4.:

Keine Eile, wieder zur Arbeit zu gehen. Lass und nimm Dir Deine Zeit. Lieber ein paar Wochen und Monate länger zu Hause bleiben als wieder zu früh zur Arbeit zu gehen.

Das hängt natürlich auch davon ab, inwiefern die Arbeit zur Erkrankung beigetragen hat. Empfindest Du die Arbeit als willkommene Abwechslung und Ablenkung, ist das natürlich was anderes.

Zurück zu mir.

Spannend wurde es dann erst wieder, als ich ein Schreiben von der Rentenversicherung zwecks anstehender Reha bekam. Aber jetzt erstmal zu meinem Termin beim MDK:

Mein Termin beim Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK)

Ich hatte ehrlich gesagt richtig Schiss, als ich zum MDK ging. Aber ich hatte mir vorgenommen, mir nichts „einreden“ zu lassen. Und auch nichts schöner zu reden, als es wirklich ist.

Schließlich ging es mir zwar besser, aber noch immer nicht richtig gut. Und so habe ich der Ärztin erzählt, was mir alles schwerfällt; dass ich auf nichts Lust habe, dass es mir schwerfällt, mich zu freuen. Zwar sei alles schon deutlich besser, aber eben noch lange nicht gut.

Auch meine Therapeutin meine, ich brauche noch deutlich mehr Zeit. Und wenn ich nur einen Gedanken an die Arbeit verschwende, stelle sich bei mir schon wieder so ein mulmiges Gefühl in der Magengegend ein und mein Herz beginne schneller zu schlagen.

Ich habe nichts schöngeredet, aber auch nicht zu stark dramatisiert. Es soll ja schon alles glaubwürdig klingen und man will nicht als Simulant dastehen.

Tipp 5:

Mach Dir vor dem MDK Termin Gedanken, wenn nicht sogar Notizen darüber, warum es Dir wirklich noch nicht gut genug geht. Es geht nicht darum zu dramatisieren und auch nicht darum zu simulieren. Wir möchten nur nichts Schönreden oder uns „gesund reden“ bzw. „für gesund erklären“ lassen.

Urlaub

Ich wünsche Dir natürlich, dass es bald wieder besser wird mit Deinen Depressionen. Das wird sicherlich früher oder später der Fall sein.

Bei mir war es so, dass es nach einem halben Jahr sehr viel besser ging, ich aber einfach noch etwas Auszeit benötigte. Wenn man erstmal ne Weile aus dem Arbeitsalltag draußen ist, entspannt man sich und denkt sich, auf ein paar Wochen oder Monate kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an.

Ich wollte dann im Sommer nach Mallorca in den Urlaub fliegen und wunderte mich, ob denn das während meiner Krankschreibung ging. Und es war tatsächlich problemlos möglich.

Man muss das natürlich bei der Krankenkasse abklären und womöglich bekommt man in dieser Zeit auch kein Krankengeld (da bin ich mir jetzt gar nicht mehr so sicher).

Wichtig und ausschlaggebend ist aber, dass durch den Urlaub keine anstehende Therapie verzögert wird. Das möchte die Krankenkasse vom Hausarzt oder vom Facharzt (Psychiater) durch ein Attest bestätigt haben.

Falls Du jedoch „nur“ im Inland Urlaub machst, würd‘ ich das auch gar nicht so an die große Glocke hängen. Falls es ins Ausland geht, muss das natürlich vorher abgeklärt werden. Denn wenn Du im Urlaub zum Arzt musst, würde das die Krankenkasse ja mitkriegen.

Tipp 6:

Einen Kurzurlaub im Inland während der Krankschreibung musst Du nicht an die große Glocke hängen. Denke aber daran, dass die Verlängerung deiner Krankschreibung nicht in deinen Urlaub fällt. Einen Urlaub im Ausland kannst und solltest Du jedoch unbedingt von deiner Krankenkasse bestätigen lassen.

Ambulante Reha

Bei mir hat sich die ganze Sache tatsächlich ein ganzes Jahr lang hingezogen. Zwar war die Stimmung schon nach einigen Monaten deutlich besser. Aber bei mir hat sich auch die Erschöpfung recht lange hingezogen, so dass ich immer noch sehr viel müde und einfach nicht belastungsfähig war.

Eigentlich wollte ich die vollen anderthalb Jahre abwarten, bis ich wieder den Schritt ins Berufsleben wage. Doch nach ca. 10 oder 11 Monaten meldete sich die Rentenversicherung. Diese drängte auf eine ambulante Reha in einer Art Tagesklinik, nur dass es eben keine Klinik, also kein Krankenhaus war. Das Ganze ging von morgens 9:00 bis nachmittags 16:30.

Ich war anfangs sehr skeptisch, doch schließlich habe ich mich darauf eingelassen. Es gab unterschiedliche Punkte auf dem Programm wie Kunsttherapie (Malen/Basteln), Gruppentherapie, Einzelgespräche und so unterschiedliche Gruppen, wo man auch was über die Erkrankung und den Umgang damit „lernte“.

Am meisten hilfreich war aber das Gemeinschaftsgefühl und es tat tatsächlich gut, sich mit ebenfalls „Betroffenen“ auszutauschen.

Das Ganze ging 6 Wochen und wurde bei mir wie auch bei vielen anderen nochmals um drei Wochen verlängert. Man muss sich nichts vormachen: das Ziel der Reha ist natürlich schon, dass die möchten, dass man danach wieder arbeiten gehen kann. Denn sonst besteht für die Rentenversicherung die „Gefahr“, dass sie über längere Zeit eine Erwerbsminderungsrente bezahlen müsste.

Deswegen wurde bei uns Richtung Ende schon darauf gedrängt, im Anschluss an die Reha eine Wiedereingliederung zu versuchen. Bei mir war das auch realistisch und hatte schließlich auch geklappt. Allerdings habe ich auch bei vielen mitbekommen, dass sie einfach noch nicht „so weit“ waren.

Einigen ging es auch so schlecht, dass das Programm der Reha noch „zu früh“ für sie war. Die behandelnden Therapeuten dort waren dann aber auch einsichtig und so konnten diese Menschen die Reha abbrechen oder verschieben.

Auch in der Reha finde ich es wichtig, nichts schönzureden. Oder sich nicht „besser hinzustellen“ als es einem geht. Und Bedenken hinsichtleich eines Wiedereintritts in das Arbeitsleben solltest Du offen gegenüber den Ärtzen und Betreuuern ansprechen.

Natürlich hängt es auch immer von der jeweiligen Reha und den einzelnen Leuten dort ab, wie die einen einschätzen oder einstufen. Es zahlt sich meiner Meinung nach aber schon aus, wenn man versucht, „zu kooperieren - aber ohne, dass man „alles mit sich machen“ lässt.

Wiedereingliederung

Und so kam es bei mir dann zur Wiedereingliederung.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass die Reha bei mir Wunder gewirkt hat, aber es tat schon gut, wieder in einen Tagesrhythmus zu kommen, ohne gleich wieder arbeiten zu müssen. Und natürlich muss es „der richtige Zeitpunkt“ sein. Wie gesagt: wenn man noch nicht so weit ist, sollte man das deutlich und immer wieder „zeigen“.

Auch den Plan für die Wiedereingliederung macht man mit den Ärtzen und Therapeuten dort vor Ort aus.

Auch hier würde ich eine langgezogene Wiedereingliederung bevorzugen gegenüber einem kurzen Wiedereingliederungsplan, bei dem schnell auf die ursprüngliche Arbeitsbelastung vor der Erkranung gesteigert wird. Meine Wiedereingliderung ging über 2 Wochen 2h pro Tag, 2 Wochen 4h pro Tag, dann 2 Wochen 6 h pro Tag und dann 4 Tage pro Woche. Ich konnte also mit meinem Arbeitgeber vereinbaren, einen Tag pro Woche weniger zu arbeiten.

Das Gute bei der Wiedereingliederung ist, dass man weiterhin Geld bekommt, diesmal von der Rentenversicherung anstatt von der Krankenkasse. Und zwar unabhängig davon, wieviel man jetzt in welcher Woche der Eingliederung arbeitet.

Fazit

So jetzt hast Du also auch gesehen, wie das bei mir mit den Krankschreibungen, aber auch mit dem MDK und dem Urlaub, Reha und Wiedereingliederung über das gesamte Jahr ablief. Ich bin natürlich nur ein Beispiel von vielen. Es kann bei Dir natürlich durchaus auch schneller gehen. Aber wichtiger ist ja, dass es generell aufwärtsgeht.

Ich hoffe auch, ich konnte Dir einige Tipps mit auf den Weg geben und Dir einige Sorgen nehmen.

Nimm Dir‘ die Zeit, die Du brauchst und lass Dich nicht überrumpeln, zu früh wieder arbeiten zu gehen, wenn Du das nicht möchtest.

Alles Gute auf Deinem Wege der Besserung!

Schnelle Hilfe?

Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar. Weitere Hilfsangebote findest du hier: https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/



Über den Autor

Andreas

Ich bin Andreas, Gründer und Hauptblogger von "Mein Weg aus der Angst". Ich lebe mit meiner Frau, unserer Tochter und unserem Hund im Süden Deutschlands. Mehr Infos über mich kannst du hier nachlesen.

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