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August 2, 2021

Die Dosierung von Johanniskraut ist aufgrund der unterschiedlichen Wirkstoff-Konzentration nicht trivial. Hier erfährst Du, wie Du deine Dosis bestimmen kannst.

Der Stimmungsaufheller Johanniskraut ist ein bewährtes pflanzliches Mittel gegen Depressionen. Doch viele Betroffene, die Johanniskraut-Präparate gegen ihre Depression ausprobieren, sind sich unsicher, welche Johanniskraut-Dosierung denn die richtige ist.

In meinem Artikel versuche ich alle Fragen zum Thema "Dosierung Johanniskraut" zu beantworten:

  • was die im Durschnitt empfohlene Johanniskraut-Tagesdosis ist,
  • welche Johanniskraut-Höchstdosis Du nicht überschreiten solltest,
  • warum die richtige Johanniskraut-Dosis eine individuelle Angelegenheit ist
  • und wie Du Deine persönliche optimal wirksame Dosis herausfinden kannst.

Alles zur Dosierung von Johanniskraut

Die Angabe einer Dosierung für Johanniskraut-Präparate ist nicht so einfach wie dies für andere Arzneimittel, die lediglich aus einem einzigen Wirkstoff bestehen, möglich ist.

Hypericin oder Hyperforin?

Tatsächlich enthält Johanniskraut die beiden Wirkstoffe Hyperforin und Hypericin (1). Während die meisten Johanniskraut-Trockenextrakte auf den Wirkstoff Hyperforin standardisiert sind, gibt es auch einige Extrakte, die auf den anderen Wirkstoff Hypericin standardisiert sind.

Unterschiedliche Hyperforin-Gehalte

Beispiele:

  1. Laif 900 Balance, sozusagen der Klassiker unter den Johanniskraut-Zubereitungen, soll laut Herstellerangaben in einer Tablette 2 mg Gesamthypericin und 18 mg Hyperforin enthalten (2). Bei einer Gesamtdosis von 900 mg Johanniskraut-Extrakt entspricht dies 0,22% Hypericin und 2% Hyperforin.
  2. Ein weiteres medizinisches Produkt, Sedariston, welches Johanniskraut in Kombination mit Baldrian enthält, gibt erst gar nicht die unterschiedlichen Gehalte von Hypericin und Hyperforin an.
  3. Ein Johanniskraut-Nahrungsergänzungsmittel von Vitaconcept (3) enthält 5.000 mg Johanniskraut-Extrakt im Verhältnis 1:10, was 500 mg entspricht. Davon seien 15 mg Hypericin, zu Hyperforin wird gar keine Angabe gemacht. Dies entspricht 15/500=3% Hyperforin.

Wie wir sehen, unterscheidet sich der Hyperforin-Gehalt des ersten Produkts mit 2% deutlich von dem Gehalt des dritten Produkts mit 3%. Der Gehalt an Hypericin ist oft gar nicht angegeben und somit sind die Produkte diesbezüglich kaum vergleichbar.

Was ist die empfohlene Dosierung Johanniskraut?

Johanniskraut Tagesdosis

  1. Die allermeisten Studien arbeiten mit Johanniskraut-Extrakten mit einem 0,3%-igen Hypericin-Gehalt - bei einer Dosierung von täglich 3x300 mg. Also Tagesgesamtdosis = 900 mg. Umgerechnet in Laif wären das etwa 1,5 Laif-Tabletten.
  2. Einige Studien, die einen Johanniskraut-Extrakt mit 0,2% Hypericin verwenden, geben den Patienten zweimal täglich eine 250mg-Dosis. Das sind also nur 500 mg pro Tag mit einem Gehalt, der um ein Drittel geringer ist. Umgerechnet in Laif wären das 0,56 Tabletten.
  3. Studien, die ein 5%-Hyperforin-Extrakt verwenden, arbeiten ebenfalls mit 3x300 mg pro Tag. Also 900mg. Im Vergleich zu Laif mit einem 5%/3% = 1,66-fachen Gehalt an Hyperforin.

Das zeigt also, dass die von Laif 900 empfohlene Tagesdosis ein guter Mittelwert darstellt. Gleichzeitig scheint aber nach oben noch ein gewisser Spielraum zu bestehen.

Welche Johanniskraut-Höchstdosis solltest Du nicht überschreiten?

Nach meinen obigen Berechnungen würde ich also eine Höchstdosis von 1.500mg nicht überschreiten, wenn die Konzentrationen der Wirkstoffe wie die von Laif 900 sind.

Bei geringerem oder höheren Wirkstoffgehalt eines Produktes P musst Du diese Höchstdosis mit dem entsprechenden Faktor "Gehalt Laif/Gehalt P" multiplizieren. Wenn der Gehalt des anderen Produkts kleiner ist, darfst du also entsprechend mehr nehmen; falls er kleiner ist, dann solltest Du weniger nehmen.

Im Zweifel kannst Du Dich aber auch an die Dosierungsempfehlungen der entsprechenden Produkten orientieren.

So findest Du deine optimale Dosis

Um die Verträglichkeit eines Präparates zu testen, würde ich generell erstmal mit (maximal) der Hälfte der empfohlenen Tagesdosis beginnen. Falls Du Dich als besonders empfindlich einstufst, kannst Du auch mit einem Viertel der empfohlenen Dosis beginnen.

Diese Dosis für einige Tage einnehmen und, falls Du diese verträgst, schrittweise steigern, bis Du die komplette empfohlene Dosis einnimmst. Falls sich nach einigen Wochen Einnahme noch keine oder eine zu geringe Wirksamkeit gegen Deine Depressionen herausstellt, kannst Du noch bis auf das 1,5-fache der Dosis steigern und schauen, ob diese höhere Dosis eine bessere Wirksamkeit des Johanniskraut zur Folge hat.

Das Wichtigste über Johanniskraut

Das Gewöhnliche Johannis-Kraut (lat: Hypericum perforatum) gehört zur Gattung der Johanniskräuter (Hypericum) aus der Familie der Hypericaceae (4).

Es ist als Heilpflanze vor allem als natürliches Antidepressivum bekannt, dabei ist sein potentieller Einsatzbereich viel größer. Denn es wirkt beispielsweise auch antiviral und kann wegen seiner antientzündlichen Wirkung auch äußerlich zur Behandlung von Verletzungen eingesetzt werden.

Anwendungsgebiete von Johanniskraut

Weitere Einsatzgebiete sind:

  • als pflanzlicher Stimmungsaufheller bei depressiven Erkrankungen und nervösen Unruhezuständen
  • äußerlich bei Verletzungen in Form von Schnittwunden, Schürfwunden, Verbrennungen
  • bei Menstruationsbeschwerden (PMS)
  • bei psychosomatischen Beschwerden (Psychosomatik)
  • bei (chronischen) Virusinfektionen
  • bei Reizdarm
  • bei Ängsten, z.B. bei sozialer Phobie

Johanniskraut ist für Kinder ab 12 Jahren zugelassen (5).

Anwendung und Einnahme

Die Anwendung von Johanniskraut ist denkbar einfach. Einfach die Kapsel bzw. die Tablette 1-3-mal täglich einnehmen. Einige Hersteller wie Laif empfehlen, die (einzige) Kapsel bereits am Morgen direkt nach dem Frühstück einzunehmen. Bei anderen Produkte mit einer kleineren Dosis pro Kapsel kannst Du die Einnahme auf morgens und abends verteilen.

Beim Zeitpunkt gibt es kein richtig und kein falsch. Falls Du merkst, dass Dir die Wirkung von Johanniskraut morgens oder abends besser tut - dann mach einfach!

Nebenwirkungen

Leider kommen auch manche pflanzliche Mittel nicht ohne Nebenwirkungen aus. Relativ häufig bei der Einnahme von Johanniskraut sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, gerade zu Beginn der Behandlung.

Auch Hautirritationen, v.a. im Sommer durch die Sonne, sind möglich. Das hat damit zu tun, dass Johanniskraut die Lichtempfindlichkeit von Augen und Haut erhöhen kann.

Im Vergleich zu anderen Arzneimittel (Antidepressiva und andere Psychopharmaka), die gegen Depressionen eingesetzt werden, sind die Nebenwirkungen von Johanniskraut jedoch verhältnismäßig gering.

Viel eher als die Nebenwirkungen machen die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Probleme und führen nicht selten dazu, dass die Einnahme von Johanniskraut abgebrochen werden muss.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Da Johanniskraut die Aktivität sogenannter Leberenzyme beeinflusst, die maßgeblich bei der Verstoffwechslung der meisten Medikamente beteiligt sind, kann Johanniskraut die Wirkung von vielen Medikamenten beeinflussen.

Sowohl eine Abschwächung als auch eine Verstärkung deren Wirkung ist möglich. Eventuell muss nach dem Beginn der Therapie mit Johanniskraut deswegen die Dosis der Medikamente angepasst werden.

Hier beispielhaft einige Medikamente, die für ihre Wechselwirkungen mit Johanniskraut-Präparaten bekannt sind (6):

  • Andere Antidepressiva, z.B. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
  • Immunsuppressiva
  • Virostatika (z.B. gegen Hepatitis C, HIV)
  • Blutverdünner
  • Verhütungsmittel (die Pille)
  • Anti-Pilz-Mittel

Beachte, dass diese Liste nicht vollständig ist!

Aufgrund dieser möglichen Interaktionen solltest Du unbedingt mit Deinem Arzt oder Apotheker sprechen, falls Du Johanniskraut zusätzlich zu Medikamenten einnehmen möchtest.

Beliebte Johanniskraut-Präparate

Es gibt mittlerweile ein sehr großes Angebot an Johanniskraut-Extrakten. In der (Online-)Apotheke oder im Internet stehen Dir diverse Johanniskraut-Produkte in Form von Kapseln, aber auch in Form von Johanniskraut-Pulver oder Johanniskraut-Tee zur Verfügung.

Hier sind einige beliebte Produkte, einige davon sind gar als pflanzliches Arzneimittel zugelassen:

  1. Laif balance vom Hersteller Bayer: 900 mg Johanniskraut-Trockenextrakt
  2. Neuroplant aktiv vom Hersteller Dr. Schwabe GmbH: 600 mg Johanniskraut-Trockenextrakt
  3. Jarsin vom Hersteller Klosterfrau: 450 mg Trockenextrakt
  4. Remifemin plus: eine Kombination von Traubensilberkerze und eines Johanniskraut-Extraktes.
  5. Unzählige andere Nahrungsergänzungsmittel, erhältlich z.B. auf Amazon

Fazit: die optimale Dosis ist wie bei echten Antidepressiva individuell

Zur Behandlung von Depressionen und depressiven Verstimmungen kommen in der Psychiatrie neben Psychotherapie sehr oft Arzneimittel, meist in Form von Antidepressiva, zum Einsatz. Dabei zeigen Studien, dass Johanniskraut-Extrakt für leichte und mittelschwere Depressionen eine ähnliche Wirkung bzw. Wirksamkeit besitzen.

Die in Studien verwendeten Dosierung belaufen sich auf das 0,5-1,5-fache einer vergleichbaren Tagesdosis des bekannten Produkts Laif 900 balance von Bayer. Wie oben beschrieben kannst Du die Dosierung Deines Johanniskraut-Produkts entsprechend umrechnen.

Schnelle Hilfe?

Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar. Weitere Hilfsangebote findest du hier: https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/



Über den Autor

Andreas

Ich bin Andreas, Gründer und Hauptblogger von "Mein Weg aus der Angst". Ich lebe mit meiner Frau, unserer Tochter und unserem Hund im Süden Deutschlands. Mehr Infos über mich kannst du hier nachlesen.

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