Der ICD 10 Code ist ein internationales Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, auch für psychische Erkrankungen.
ICD-10 ist die 10. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD), einer medizinischen Klassifikation der WHO.
Die ICD-10-Codes enthalten wichtige Informationen über abnormale Befunde (z.B. Neubildungen), Beschwerden, Krankheiten, Epidemiologie, äußere Verletzungsursachen, Gesundheitsmanagement, Behandlungsbedingungen, Anzeichen und Symptome sowie soziale Umstände der betroffenen Menschen. Auch für die Pflege ist der ICD-Code sehr relevant.
Es gibt mehr als 14.400 verschiedene Codes in ICD-10, die durch optionale Unterklassifikationen sogar auf über 16.000 Codes erweitert werden können.
Die Klassifikation von Krankheiten mit ICD-10
Das U.S. Department of Health & Human Services (HHS) hat ICD-10 als Codesatz im Rahmen des Health Insurance Portability & Accountability Act (HIPAA) festgelegt, der ab dem 1. Oktober 2015 in Kraft tritt und von Ärzten und anderen im Gesundheitswesen Tätigen verwendet werden muss. Er wird alle ICD-9-Codesätze ersetzen.
Für alle Gesundheitsdienstleistungen, die am oder nach dem 1. Oktober 2015 erbracht werden, muss jeder Arzt also ICD-10-Codes verwenden. Diese Vorschrift gilt für die Kostenerstattung, die Forschung und das Berichtswesen im Gesundheitswesen. Das CMS hat erklärt, dass es keine Gnadenfrist und keine zusätzlichen Verzögerungen bei der Umstellung geben wird.
ICD-10-GM
In Deutschland ist zur Verschlüsselung von Diagnosen der ICD-10-GM in Gebrauch, wobei GM für german modification steht. Die Gelbe Liste ist eine Übersicht bzw. ein Verzeichnis an Medikamenten, es enthält neben Arzneimittel auch Medizinprodukte. In dieser gelben Liste kann man nach praktischerweise nach ICD-Codes suchen.
Wichtige ICD-Codes für psychische Störungen
Am Beispiel der Klassifikation psychischer Erkrankungen möchte ich einmal erläutern, wie der ICD Code aufgebaut ist.
Der erste Buchstabe, das F, steht hierbei für Psychische und Verhaltensstörungen.
Nach dem F kommen zwei Nummern je nach Unterkategorie, das wären (2):
- F00–F09: Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
- F10–F19: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
- F20–F29: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
- F30–F39: Affektive Störungen
- F40–F48: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
- F50–F59: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
- F60–F69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
- F70–F79: Intelligenzminderung
- F80–F89: Entwicklungsstörungen
- F90–F98: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
- F99: Nicht näher bezeichnete psychische Störungen
Bei den affektiven Störungen hätten wir beispielsweise die F32, das bedeutet soviel wie depressive Episode.
Bei der F32.1 ist wiederum bedeutet die 1 hinter dem Punkt mittelgradig. Somit ist F32.1 eine mittelgradige depressive Episode.
Stellt man dahinter noch ein g, also F32.1 g, dann bedeutet das eine gesicherte Diagnose für eine mittelgradige depressive Episode.
Weitere Beispiele
- F32.1: mittelgradige depressive Episode
- F32.2: schwere depressive Episode
- F32.9: depressive Episode, nicht näher bezeichnet
- F33.1: rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode
- F33.2: rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode
- F40.1: Soziale Phobie
- F40.2: Spezifische isolierte Phobien
- F41.0: Panikstörung
- F41.1: Generalisierte Angststörung
- F42.2: Zwangsstörung: Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt
- F43.0: Akute Belastungsreaktion
- F43.1: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- F43.2: Anpassungsstörung
- F48.0: Neurasthenie
- F61: Gemischte Persönlichkeitsstörungen
Vorteile der neuen Version ICD-10
In den USA wird die 9. Version des ICD-Code, also ICS-9, seit 1979 verwendet und ist nicht robust genug, um den Anforderungen des Gesundheitswesens in der Zukunft gerecht zu werden. Der Inhalt enthält nur begrenzte Daten über den Gesundheitszustand der Patienten und stationäre Eingriffe im Krankenhaus, die Anzahl der verfügbaren Codes ist begrenzt und die Codierungsstruktur ist zu restriktiv. Die meisten Industrieländer haben bereits auf die ICD-10-Codesätze umgestellt, so dass die USA ihre Morbiditätsdiagnosedaten nicht auf internationaler Ebene vergleichen können.
Die ICD-10-Codesätze werden die Qualität der Daten für folgendes verbessern:
- Nachverfolgung von Erkrankungen im Gesundheitswesen (Komplikationen, anatomische Lage)
- Verbesserte Daten für die epidemiologische Forschung (Schweregrad der Krankheit, Komorbiditäten)
- Messung der Ergebnisse und der Versorgung von Patienten
- Klinische Entscheidungen treffen
- Aufdeckung von Betrug und Missbrauch
- Gestaltung von Zahlungssystemen/Bearbeitung von Anträgen
Durch erweiterte Kategorien und Diagnose-Codes wird die neue Version ICD-10 ein genaueres Meldesystem fördern, das zu einer besseren klinischen Entscheidungshilfe führt. Außerdem liefert sie bessere Daten zur Messung und Verfolgung der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens und der Qualität der Patientenversorgung. Die Granularität der ICD-10 ist wesentlich besser als die der ICD-9 und ermöglicht eine genauere Identifizierung von Gesundheitszuständen.
- Der höhere Detaillierungsgrad der neuen Codesätze umfasst die Lateralität, den Schweregrad und die Komplexität von Krankheiten, was eine präzisere Identifizierung und Verfolgung bestimmter Krankheiten ermöglicht.
- Die Terminologie und die Klassifizierung von Krankheiten wurden überarbeitet, um sie besser an die neuen Technologien und die aktuelle klinische Praxis anzupassen.
- Verletzungen (z.B. des Muskel-Skelett-Systems), Vergiftungen und äußere Ursachen sind in ICD-10-CM viel detaillierter. Die Codes beinhalten den Schweregrad der Verletzungen sowie die Art und den Ort der Verletzung. Für viele Verletzungscodes werden auch Erweiterungen verwendet, um zusätzliche Informationen zu liefern.
- Das Schwangerschaftstrimester wird für ICD-10-CM-Codes im Kapitel Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett angegeben.
- Die postoperativen Kodes wurden erweitert und unterscheiden nun zwischen intraoperativen und postoperativen Komplikationen.
- Es gibt neue Konzepte, die es in ICD-9-CM noch nicht gab, wie z. B. Unterdosierung, Blutgruppe, die Glasgow Coma Scale und Alkoholspiegel.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen ICD-9- und ICD-10-Codes
Vergleich der Diagnosen-Codesätze
ICD-9-CM | ICD-10-CM |
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3-5 Zeichen in der Länge | 3-7 Zeichen in der Länge |
Das erste Zeichen kann alphanumerisch oder numerisch sein (also Buchstabe oder Ziffer), die Zeichen 2-5 sind numerisch | Zeichen 1 ist alphanumerisch; Zeichen 2 und 3 sind numerisch; Zeichen 4-7 sind alphanumerisch oder numerisch |
Lateralität nicht angegeben | Lateralität angegeben (z. B. links oder rechts) |
Begrenzter Platz für neue Codes | Flexibilität beim Hinzufügen neuer Codes |
ICD-10-CM Code-Struktur |
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Zeichen 1 bis 3 - Kategorie |
Zeichen 4 bis 6 - Ätiologie, anatomischer Ort, Schweregrad oder andere klinische Details |
Zeichen 7 - Erweiterung |
ICD-10-CM Code Detail: Beispiel Fraktur des Unterarms |
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S52 steht in der Medizin als Abkürzung für Fraktur des Unterarms |
S52.3 steht für Fraktur des Radiusschaftes |
S52.32 steht als Abkürzung für Querfraktur des Radiusschaftes |
S52.321 für Verschobene Querfraktur des Schafts der rechten Speiche |
S52.321A für Verschobene Querfraktur des Schafts der rechten Speiche, Erstbegegnung bei geschlossener Fraktur |
Wie man sich auf ICD-10 vorbereitet
Es wird erwartet, dass die Umstellung auf ICD-10 für Ärztinnen und Ärzte viel störender sein wird als frühere HIPAA-Mandate, da sie ihre Dokumentation und andere Prozesse anpassen müssen. Anders als bei früheren HIPAA-Mandaten, bei denen sich Ärzte stark auf andere Partner wie Abrechnungsdienste, Anbieter und Clearingstellen stützen konnten, wird die Verwendung der neuen Codes ein viel stärkeres Engagement der Ärzte selbst erfordern.