F43.1 - ein Kürzel für die Posttraumatische Belastungsstörung, die Betroffenen sowie Angehörigen das Leben schwer machten kann.
Die Diagnose mit dem Kürzel F43.1 steht als Abkürzung für das Krankheitsbild Posttraumatische Belastungsstörung.
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach dem Erleben eines oder mehrerer traumatischen Ereignisse (Traumata) auftritt. Die Symptome wie z.B. Verhaltensstörungen, die durch die Traumatisierung ausgelöst wurden, können noch lange Zeit, oft jahrelang, anhalten. Deswegen ist der frühzeitige Beginn einer Therapie sehr wichtig.
Etwa die Hälfte aller Menschen erlebt mindestens ein traumatisches Ereignis in ihrem Leben. Während viele Menschen zwar unter dem Trauma leiden, entwickelt nur ein kleiner Teil davon tatsächlich eine PTBS.
Hier erfährst du mehr über die PTBS (F43.1), einschließlich der Symptome, auf die du achten solltest, was die Ursachen sind, wie man eine Diagnose erhält, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und weitere wichtige Informationen.
Was bedeutet F43.1?
Der ICD 10 Code ist ein internationales System zur Klassifikation von Krankheiten. Das Kürzel F43.1 enthält folgende Informationen:
- F ist eine Bezeichnung für das Kapitel F aller seelischen Erkrankungen. Hierzu zählen z.B. Depressionen, Angststörungen, Burnout Syndrom, Anpassungsstörung(en) etc.
- Die Ziffer 43 hinter dem F, also F43, steht für Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen.
- Die Kombination F43.1 schließlich meint ganz konkret F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung, manchmal auch Posttraumatische Belastungsreaktion genannt.
- Steht hinter dem Kürzel noch ein G(g), also F43.1 g, dann ist die Diagnose von Arzt gesichert. Ein V(v) stünde für Verdacht, also eine nicht gesicherte Verdachtsdiagnose.
Eine weitere Möglichkeit, Krankheiten zu verschlüsseln, also eine Alternative zu ICD 10, ist übrigens die weniger bekannte DSM 5. Das aber nur am Rande erwähnt.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), im englischen auch mit PTSD (post traumatic stress disorder) abgekürzt, ist eine psychiatrische Störung, die sich entwickeln kann, nachdem eine Person ein traumatisches Lebensereignis miterlebt, gesehen hat oder von ihr bedroht wurde. Zu solchen Ereignissen, die zu PTBS führen können, gehören u.a. Naturkatastrophen, Unfälle, Kriege oder sexuelle Gewalt (1).
Wenn du mit PTBS lebst, hast du möglicherweise auch Flashbacks und/oder Alpträume, vermeidest Situationen, die unerwünschte Erinnerungen hervorrufen. Möglicherweise kämpfst du mit Gefühlen von Angst, Traurigkeit oder Wut, die sich als Reaktion auf das traumatische Ereignis einstellen können. Vielleicht hast Du auch das Gefühl, dass es dir schwerer fällt, mit anderen in Kontakt zu treten oder in der Schule bzw. bei der Arbeit so mitzuhalten, wie du es früher getan hast.
Keine Schwäche
Du solltest Dir darüber im Klaren sein, dass eine PTBS kein Zeichen von Schwäche ist. Sie ist eine psychische Erkrankung, die diagnostiziert und behandelt werden kann. Mit der Hilfe einer psychologischen Fachkraft kannst du oder dein Angehöriger beginnen, diese Erkrankung zu überwinden.
In den Vereinigten Staaten leben schätzungsweise 7 bis 8 % der Menschen irgendwann in ihrem Leben mit PTBS. Menschen mit lateinamerikanischer, schwarzer oder indianischer Abstammung sind sogar überproportional häufig von dieser Erkrankung betroffen (2).
Die Symptome der PTBS
Es ist normal, dass man unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis belastende Erinnerungen und Gefühle erlebt. Für Patienten, die von PTBS betroffen sind, dauern diese Eindrücke jedoch länger an und stellen eine enorme Belastung im Alltag dar.
Die Symptome der PTBS lassen sich in vier Kategorien einteilen und umfassen (3):
Trigger-Symptome
- Wiederholte, unerwünschte Erinnerungen an das traumatische Ereignis
- Wiederkehrende Albträume
- Flashbacks, als ob du das traumatische Erlebnis noch einmal durchlebst
- Starker Kummer, wenn du an das Ereignis erinnert wirst
- Körperliche Reaktionen auf die Erinnerung an das Ereignis, wie z.B. erhöhte Herzfrequenz oder Schweißausbrüche
Vermeidendes Verhalten
- Das Vermeiden von Gedanken oder Gefühlen an das traumatische Ereignis
- Sich von Menschen, Orten, Gegenständen oder Situationen fernhalten, die dich an das Trauma erinnern
- Sich Gesprächen über das Geschehene oder deine Gefühle darüber entziehen
Erhöhte Erregung
- Leicht zu erschrecken oder ängstlich zu sein
- Kämpfen mit Reizbarkeit oder Wutausbrüchen
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
- Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen
- Sich rücksichtslos oder selbstzerstörerisch zu verhalten
- Übermäßiges Bewusstsein für deine Umgebung und potentielle Sicherheitsbedrohungen
Veränderungen in Gedanken und Gefühlen
- Schwierigkeiten, sich an wichtige Teile des traumatischen Ereignisses zu erinnern
- Anhaltende, verzerrte Überzeugungen über dich selbst oder andere (wie z.B. "Ich bin ein schlechter Mensch" oder "Niemandem kann man trauen")
- Wiederkehrende Gefühle von Angst, Entsetzen, Wut, Schuld, Scham oder Hoffnungslosigkeit
- Verlust des Interesses an einst angenehmen Aktivitäten
- Sich von anderen abgetrennt fühlen oder Schwierigkeiten haben, enge Beziehungen zu pflegen (Veränderung des Sozialverhaltens)
- Schwierigkeiten, positive Gefühle wie Freude oder Zufriedenheit zu empfinden
Oft haben Menschen mit PTBS auch andere physische und psychische Probleme, wie Depressionen oder Drogen- bzw. Medikamentenmissbrauch, die in Verbindung mit der PTBS auftreten. Die Symptome der PTBS können in ihrer Intensität schwanken oder sich mit der Zeit verschlimmern.
Die Diagnose F43.1
Wenn die o.g. Symptome (Diagnosekriterien) mehr als einen Monat andauern und zu erheblichem Leiden oder Beeinträchtigungen im Alltag führen, kann bei dir eine PTBS mit F43.1 diagnostiziert werden (3).
Denke daran, dass du nicht unter jedem einzelnen Symptom leiden musst, um eine PTBS zu haben. Du musst nur eine bestimmte Anzahl von Symptomen aus jeder Kategorie aufweisen, um eine offizielle Diagnose von einem qualifizierten Psychologen oder Psychiater zu erhalten.
Er wird mit dir in einem ausführlichen Gespräch deine Symptome und deine Vorgeschichte durchgehen, um deine Diagnose zu bestimmen und herauszufinden, was du brauchst, um die Erkrankung hinter dir zu lassen.
Ursachen
Menschen können eine PTBS entwickeln, nachdem sie ein außergewöhnlich belastendes Ereignis erlebt haben, das den Tod oder die Bedrohung durch jemanden, eine schwere Verletzung oder einen sexuellen Übergriff beinhaltet.
Es ist unklar, warum manche Menschen eine PTBS entwickeln und andere nicht. Wie bei vielen psychischen Erkrankungen ist es wahrscheinlich, dass es eine ganze Reihe von möglichen Ursachen gibt, die zu diesem Zustand führen können:
- Stressige Lebenserfahrungen, einschließlich wie viel Traumata du erlebt hast und wie schwer es war
- Eine Familiengeschichte mit psychischen Erkrankungen wie Angst oder Depression
- Dein Temperament oder ererbte Persönlichkeitsmerkmale
- Die Art und Weise, wie dein Gehirn auf Stress reagiert
Risikofaktoren
Bestimmte Risiko-Faktoren können auch deine Chancen erhöhen, eine PTBS zu entwickeln, wie z.B.:
- Ein intensives oder lang anhaltendes Trauma erlebt zu haben
- Frühere Trauma-Erfahrungen wie Missbrauch in der Kindheit
- Einen Beruf auszuüben, der das Risiko erhöht, einem Trauma ausgesetzt zu sein (z.B. Soldaten oder Sanitäter)
- Andere psychische Erkrankungen wie Angstzustände oder Depressionen
- Probleme mit Drogenmissbrauch
- Kein solides Unterstützungssystem (soziales Umfeld) zu haben
Therapie-Optionen für Menschen mit PTBS
Glücklicherweise gibt es viele nachgewiesen wirksame Behandlungen, die Menschen mit PTBS helfen können, ihre Symptome zu bewältigen und die psychischen Störungen zu überwinden. Wirksame Behandlungen für PTSD sind:
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
- hilft dir, Gedankenmuster zu erkennen, die negative Überzeugungen über dich selbst schüren,
- mit Erinnerungen und Emotionen umzugehen, die mit dem Trauma verbunden sind,
- und hilft, fehlerhafte Verhaltensweisen, die durch das PTBS ausgelöst wurden, wieder zu verlernen.
Expositionstherapie
Die Expositionstherapie, auch Konfrontationstherapie genannt, setzt dich wiederholt Erinnerungen und Erinnerungen an das Trauma aus, um zu lernen, wie du effektiv mit den belastenden Symptomen der PTBS wie Angst und Vermeidung umgehen kannst.
EMDR
Die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ermöglicht es dir, traumatische Erinnerungen mit Hilfe von geführten Augenbewegungen auf eine neue und positivere Weise zu verarbeiten (4). Eine gleichermaßen einfach und effektive Methode.
Weitere Informationen findest Du in meinem Artikel über die EMDR-Therapie.
Medikamentöse Behandlung
Auch Medikamente können dabei helfen, die Symptome der PTBS zu lindern. Manchmal wird es unter einer Behandlung mit Psychopharmaka überhaupt erst möglich, eine Psychotherapie zu beginnen.
Es kann sein, dass dir Antidepressiva wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), z.B. Zoloft (Sertralin) oder Paxil (Paroxetin), verschrieben werden. Auch Medikamente gegen Angstzustände, z.B. Benzodiazepine, oder andere Medikamente, die Schlafstörungen oder Albträume reduzieren, kommen zum Einsatz.
Benzodiazepine sollten allerdings nur für einen sehr kurzen Zeitraum angewendet werden, da die hohe Gefahr eine Abhängigkeit oder eines Missbrauchs besteht. Benzos machen nämlich schon in sehr kurzer Zeit, oft schon innerhalb von eins bis zwei Wochen regelmäßiger Einnahme, abhängig. Und der Entzug von Benzos gestaltet sich als äußerst langwierig und schwierig, da starke Entzugssymptome auftreten können.
Komplementäre Therapien
Zusätzlich zu den standardmäßig empfohlenen Therapien gibt es eine Reihe von vielversprechenden alternativen Therapien, die du in dein Behandlungsprogramm aufnehmen kannst, wie z.B. eine tiergestützte Therapie oder Yoga traumasensitiv (5).
Weitere Bewältigungsstrategien zum Leben mit PTBS
Zu lernen, mit den Symptomen einer PTBS umzugehen, kann eine riesige Herausforderung sein - für Betroffene, aber ebenso auch für Angehörige. Deshalb ist es wichtig, dass du dich in Behandlung begibst und auf dem Weg dorthin gesunde Wege zur Bewältigung deiner Beschwerden entwickelst.
Hier sind ein paar Bewältigungsstrategien, die du zu deinem Skillset hinzufügen kannst:
- Lerne, wie du mit belastenden Gedanken und Erinnerungen an das Trauma umgehen kannst.
- Finde Wege, um mit Erinnerungen an das Trauma und Flashbacks umzugehen.
- Behandle Schlafprobleme, die mit PTBS zusammenhängen.
- Lerne, wie du mit verwandten psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen, Depressionen und Drogenmissbrauch umgehen kannst.
- Um mehr Hilfe und Unterstützung zu bekommen, empfehle ich dir, dich einer Selbsthilfegruppe anschließen.
Fazit
Wenn du oder jemand, um den du dich sorgst, mit PTBS lebt, dann sei dir bewusst, dass du nicht alleine bist. Die Symptome der PTBS können dazu führen, dass du das Gefühl hast, außer Kontrolle zu geraten oder nicht mehr so funktionieren wie früher, aber es gibt Hilfe.
Sprich mit deinem Arzt oder einer qualifizierten psychiatrischen Fachkraft darüber, wie du dich auf PTBS untersuchen lassen kannst und die Behandlung bekommst, die du brauchst, um dein Leben wieder in den Griff zu bekommen und dein Leben wieder genießen zu können.
- American Psychiatric Association. What is posttraumatic stress disorder?. exkl. August 2020.
- National Center for PTSD. U.S. Department of Veterans Affairs. How common is PTSD in adults? October 2019, Menü.
- National Center for PTSD. U.S. Department of Veterans Affairs. PTSD and DSM-5: DSM-5 criteria for PTSD.
- https://www.verywellhealth.com/what-is-ptsd-5084527