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  • Annas Erfahrungen mit Depressionen: Mein Blick nach unten ins Tal der Depression & Angst und nach oben in die zunehmende Bewusstheit

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Februar 25, 2020

Ein Artikel von Anna Haußer über ihre Erfahrungen mit Depression und Angst.

Anna war selbst viele Jahre von schweren Depressionen betroffen. Seit langer Zeit unterstützt sie Andere in der Prävention von erneuten Depressionsphasen. In der persönlichen Weiterentwicklung und Entfaltung des eigenen Potentials sieht sie die größten Chancen für ein gesundes und sinnerfülltes Leben. Dafür hat sie intensive, kurzzeitige Begleitungsangebote. Hier erfährst du mehr.

1. Blick zurück: was war?

In den 90er Jahren war ich Lithium-Patientin – das war damals die wissenschaftlich anerkannte Präventionsmethode. Warnungen zum Trotz habe ich zur Jahrtausendwende eigen-mächtig damit aufgehört, täglich diese große Tablette in mich aufzunehmen.

20 Jahre vorher: als junge Frau hatte ich keine Ahnung, was mit mir los war, als sich vor dem Staatsexamen so nach und nach mein Charakter veränderte und ich mich allmählich von einer munteren und couragierten Studentin in eine angstvolle und unsichere Frau verwandelte. Meine bayerische Familie nannte es „gemütskrank“. Hinterher - nach meinem ersten großen „Schub“ - kommentierte meine damalige Schwiegermutter: „jetzt ist sie wieder die „alte Anne“. Depression ist veränderte Körperchemie.

Depressionen und Angst sind Teil meiner Biografie. Sie überwältigten mich, prägten mein Leben – und sie prägen es heute noch, denn ich gehe auf einem schmalen Grat. Ich muss sehr achtsam sein. Die Dämonen können sehr schnell wieder aktiv werden und meine Körperchemie sich so verändern, dass ich auf diese Abwärtsspirale rutsche, denn durch wiederholte Schübe hat der Körper Strukturen gebildet, die für Depression und Angst anfälliger machen.

2. Blick zurück und vor: Wie bin ich rausgekommen und was dient der Prävention?

Mein sehr frühes Trauma kann ich inzwischen als Teil meines menschlichen Erfahrungswegs akzeptieren. Ich bin mir bewusst, dass bei mir ein latent immer vorhandenes Wiederholungspotential existiert. Ich kann es nicht bei Plänen und guten Vorsätzen belassen – ich muss etwas t u n, Soweit ich darüber Kontrolle erlangen kann, tue ich, um einen erneuten Schub zu verhindern. Sechs lange Phasen damals so genannter "endogener Depression/Major Depression" sind Schrecken genug.

Ich bin mir meiner geringen Resilienz bewusst und nutze – inzwischen - viele der von Andreas genannten Beruhigungsstrategien für mein Vagus-System. Diese helfen mir auch, meine Resilienz zu stärken.

Wenn ich an meine Not und Hilflosigkeit von vor mehr als 40 Jahren denke, dann bin ich dankbar für das, was heute an kollektivem Wissen über Depression- und Angsterkrankungen da ist und genutzt werden kann. Es gibt uraltes Menschheitswissen, das mittlerweile wissenschaftlich als wirksam nachgewiesen und endlich anerkannt ist.

Bewusstheit

Bewusstheit ist für die Prävention enorm wichtig. In den letzten beiden Wochen habe ich es wieder erlebt: eine Freundin hat sich im Ehrenamt übernommen und nicht bemerkt oder bemerken wollen, dass sie eine Belastungs-Grenze überschritten hat und ist tief in einer depressiven Phase gelandet.

Der Blick von Außen ist auch wichtig: seit meinem für mich selbst überraschenden depressiven Schub 2015 bin ich in größeren Abständen mit einer Depressions-Fachfrau im Gespräch.

Übernahme von Selbst-Verantwortung

Die Haltung dem Leben und mir selbst gegenüber bestimmt, wie ich auf die Umstände in meinem Leben reagiere. Die Herausforderung besteht darin, zutiefst Mitgefühl mit sich selbst zu praktizieren und gleichzeitig nicht im Opfergefühl hängen zu bleiben. Opfer sein heißt: ich kann nichts machen.

Das Heraussteigen aus der Opferhaltung beginnt mit der Wahrnehmung dessen, was gerade in mir geschieht. Dann folgt die Akzeptanz, das JA zu dem, was ist. Und das ist die Grundlage für jede weitere Transformation.

Der Lernweg: Ein erfülltes und sinnvolles Leben führen lernen. 

In den dunklen Zeiten der Depression ist es unvorstellbar, für diese Erfahrungen je dankbar sein zu können. Aus einer höheren Perspektive kann ich heute wertschätzen, wohin mich mein von Depressionen begleiteter Lebensweg geführt hat.

Das Leben ist eben nun mal nicht immer gut, es ist polar organisiert. Es macht unglücklich, andauernd zu versuchen, das Wohlgefühl zu maximieren. Denn daran werden wir immer scheitern. Wir bewegen uns zwischen Gegensätzen: Erfolg und Misserfolg, Lust und Schmerz, Beschleunigung und Entschleunigung, Beharrung und Veränderung, Zufriedenheit und Unzufriedenheit. Es gibt kein Leben, das nur auf der einen Seite angesiedelt ist.

Wir leben in der Dualität – und sehnen uns nach dem paradiesischen Zustand von innerem und äußerem Frieden. Nahezu alle spirituellen Traditionen betonen, dass Leiden zum Leben, zum Menschsein dazugehört. Trotz unserer angeborenen Glücksfähigkeit und der Freude an der Freude ist der Haupt-Antrieb für Weiterentwicklung der Schmerz und das Leiden. Wir alle wollen frei von physischem, emotionalen und mentalen Schmerz sein und bewegen uns im Laufe unseres Lebens durch die Wellen von Lust & Freude und Frustration & Schmerz. Oder – wie in der Depression – wir fühlen nur mehr Angst oder gar nichts mehr, sind erstarrt und taub im Körper und im Hinblick auf Gefühle.

Mein Weg der letzten 20 Jahre war und ist bestimmt durch die Prinzipien und die Praxis der Gewaltfreien Kommunikation. Dadurch bin ich mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen verbunden, erlebe wirkliche Empathie, verstehe, was Urteile mit uns machen.

Was lag alles auf meinem Heilungsweg: zuerst die ganz konventionelle Verhaltenstherapie, dann die kognitive Therapie, Antidepressiva und Lithium, Therapie mit entheogenen Substanzen, Traumatherapie mit dem Erlernen von Selbstregulation und der systemische Blick auf Familienstrukturen. Bewusstheitsarbeit in Bezug auf Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster. Schattenarbeit und Bewusstheit in Bezug auf das große Thema Sucht – als Bewältigungsstrategie von Trauma.

Meine Übungspraxis: 

  • Freundlichkeit als Übung: freundlich zu mir selbst und zu anderen sein.
  • Geduld ist der Schlüsselfaktor und Selbstliebe hilft immens.
  • Wach sein in Bezug auf Stress und dem Gefühl von Allein-/Getrenntsein
  • Auf ausgewogene, möglichst zuckerfreie Ernährung achten (Stichworte: Mikrobiom, Inflammation)
  • Die eigenen Schattenaspekte erkennen, anerkennen und umarmen mit dem Ziel. ganz zu werden.
  • Rituale von Ruhe kultivieren, die mich daran erinnern, dass ich mit dem Ganzen verbunden bin.

3. Mensch werden. Du selbst sein. Wer einen Sinn hat, der erträgt auch die dunklen Phasen besser

Ein erfülltes, sinnvolles Leben leben. Altes verlernen, Neues lernen. frei werden. aufwachen und wachsen. Sinn ist größer als Glück und Unglück. Wer Sinn in seinem Leben findet, kann somit auch schwere Zeiten besser verkraften. Statt vom "Glücksdiktat" beherrscht zu werden, genügt mir Bewusstheit und Lebendigkeit. Ich möchte all mein Lachen lachen und meine Tränen in wirklicher Trauer fließen lassen können.

Ein sinnvolles Leben führen bedeutet, meine eigenen Gaben sich entfalten lassen, meine Bestimmung im größeren Ganzen und meine AufGabe leben. Als Lehrerin habe ich das trotz der Depri-Täler 33 Jahre lang getan;

Heute biete ich meine Erfahrung und mein Wissen jenen an, die sich Anstöße wünschen, ihre Kommunikation mit sich selbst liebevoller und wertschätzender werden zu lassen. Mit meinem Wissen kann ich Menschen dabei unterstützen, ihre individuellen Gaben zu entfalten und ihren Teil zum größeren Ganzen beizutragen.

Zuerst das JA. Immer wieder dieses JA zu dem, was ist. Und immer wieder das JA zum eigenen Körper, ihn zu fühlen und bewohnen. Es geht darum, wirklich tief im Körper verankert zu sein und den einfachen Genuss zu entdecken.

Der ganze Körper will bewegt sein. Mit den Händen etwas zu tun unterbricht das Denken, Zeichnen ist Meditation pur. Leben mit wachen 5 Sinnen ist fühlbare Lebendigkeit. Bewusstheit und Vertiefung des Atems und die Aktivierung der Stimme ist immer heilsam: singen, summen, vor sich-hin-stöhnen, chanten oder im Chor singen…

Lesetipp: 5 Phasen der Depression?

Das, was Freude macht immer wieder bewusst kultivieren. Es braucht neue Muster, neue kleine Gewohnheiten. Lass den Körper sich lustvoll dehnen, lass ihn tief atmen, rennen, tanzen. Genieße heiße Schokolade - zum Beispiel.

Schnelle Hilfe?

Falls du Selbstmordgedanken hast und akut Hilfe brauchst: Anlaufstellen wie die Telefonseelsorge (0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222) sind rund um die Uhr für dich erreichbar. Weitere Hilfsangebote findest du hier: https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/



Über den Autor

Andreas

Ich bin Andreas, Gründer und Hauptblogger von "Mein Weg aus der Angst". Ich lebe mit meiner Frau, unserer Tochter und unserem Hund im Süden Deutschlands. Mehr Infos über mich kannst du hier nachlesen.

Ich bin Andreas, Gründer und Hauptblogger von "Mein Weg aus der Angst". Ich lebe mit meiner Frau, unserer Tochter und unserem Hund im Süden Deutschlands. Mehr Infos über mich kannst du hier nachlesen.

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