Die CBASP-Therapie ist eine neue Behandlungsform der Psychotherapien. Erfahre hier, was die Besonderheiten sind.
CBASP steht für Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP). Es handelt sich hier neben Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und der Analytischen Psychotherapie um ein weiteres Behandlungsverfahren. Diese relativ neue Form der Psychotherapie (McCullough, 2000) zählt zu den interessantesten Entwicklungen der letzten Jahre.
Die CBASP ist eine integrative Therapie für chronisch depressive Menschen, welche Komponenten von kognitiven, verhaltenstherapeutischen, interpersonellen und psychodynamischen Therapien kombiniert.
Grundlegende Annahmen über die Psychopathologie des Patienten
Der chronisch depressive Erwachsene ist in seiner Wahrnehmung von seiner Umwelt abgekoppelt, so dass die Konsequenzen seines Verhaltens nicht in sein Verhalten einfließen können. Das Dilemma der Patienten und Patientinnen rührt von einer allgegenwärtigen Angst-Vermeidungs-Situation her.
Piagetsche präoperationale strukturelle Funktionen im sozial-interpersonellen Bereich halten die Störung aufrecht und bewirken, dass die kognitiv-emotionalen Verhaltensmuster auf einem unreifen Niveau bleiben.
CBASP ist das einzige Therapiemodell, das speziell für die Behandlung von chronischen Depressionen entwickelt wurde.
Ätiologie der Psychopathologie
Entwicklungsbedingte Misshandlungen und Traumata haben die normale kognitiv-emotionale Entwicklung im sozial-interpersonellen Bereich bei Patienten mit frühen Depressionen gestört oder verzögert. Der Patient mit frühem Auftreten bewegt sich im Erwachsenenalter in einem präoperativen Zustand. Ein außer Kontrolle geratener Gemütszustand bei Patienten mit späten Depressionen (23 % aller Patienten mit späten Depressionen erholen sich unabhängig von der Behandlung nicht) untergräbt die normale kognitiv-emotionale Funktion und der Betroffene kehrt auf eine präoperationale Strukturebene der Wahrnehmung und Beziehung zur Welt zurück. Mit der CBASP-Therapie wurden sowohl frühe als auch späte Formen der chronischen Depression wirksam behandelt.
Ziele der CBASP-Psychotherapie
Das erste Ziel ist die Herstellung der dyadischen Sicherheit in der Therapiebeziehung. Das zweite Ziel ist es, einen Wahrnehmungszusammenhang zwischen dem Verhalten des Patienten und den daraus resultierenden Konsequenzen herzustellen.
Es wird dringend empfohlen, dass alle Patienten, die eine CBASP-Therapie beginnen, auch mit einer antidepressiven Medikation beginnen. In der Psychotherapie wird den Patienten beigebracht, dass ihr zwischenmenschliches Verhalten bestimmte Konsequenzen hat. Indem sie lernen, diese Konsequenzen zu erkennen, werden sie mit ihrer Umwelt wahrnehmungsmäßig verbunden. Wahrnehmungsverbundenheit bedeutet, dass die Person für prägendes Feedback aus der Umwelt (von anderen) zugänglich wird. Dieses Ziel wird durch eine Technik erreicht, die als Situationsanalyse (SA) bekannt ist.
Situationsanalyse
Bei der Situationsanalyse lenkt die Therapeutin/der Therapeut die Aufmerksamkeit der Patientin/des Patienten:
- auf die Auswirkungen ihres/seines Verhaltens auf andere und
- bringt der Person bei, wie sich ihr/sein zwischenmenschliches Verhalten auf die Therapeutin/den Therapeuten auswirkt.
Diese Verfahren werden während der gesamten Behandlung systematisch durchgeführt. Ein zweites Ziel ist es, dem Patienten zu helfen, empathisches Verhalten gegenüber dem Therapeuten und anderen zu entwickeln.
- Ein drittes wichtiges Ziel ist es, das zwischenmenschliche Trauma zu heilen, das die Patienten in die Behandlung mitbringen. Auch dies geschieht systematisch und wiederholt in den Therapiesitzungen. Die Interpersonal Discrimination Exercise (IDE) zeigt den Patienten, wie sich der Therapeut im Vergleich zu misshandelnden bedeutenden Personen im Leben des Patienten verhält.
- Schließlich wird die Contingent Personal Responsivity (CPR) vom Therapeuten angewandt, um unangemessenes Verhalten während der Sitzung zu ändern.
Anwendung der Hypothese der interpersonellen Übertragung im CBASP
Der zwischenmenschliche Heilungsprozess wird proaktiv angegangen, indem nach der zweiten Sitzung eine Übertragungshypothese aufgestellt wird. In der zweiten Sitzung wird eine ausführliche persönliche Anamnese über die Beziehungen des Patienten zu wichtigen anderen Personen erstellt. In der Regel wird eine Übertragungshypothese aufgestellt, die das eine hervorstechende und destruktive zwischenmenschliche Thema widerspiegelt, das aus der Geschichte der wichtigen Bezugspersonen hervorgegangen ist.
In den folgenden Sitzungen wird diese Hypothese zum Schwerpunkt und interpersonellen Thema der IDE. Für die Übertragungshypothese kommen vier zwischenmenschliche Bereiche in Frage, da sie häufige zwischenmenschliche Erfahrungen in der Psychotherapie widerspiegeln:
- Momente der Intimität zwischen Therapeut und Patient;
- Momente, in denen der Patient ein emotionales Bedürfnis äußert oder sehr persönliches Material preisgibt;
- Momente, in denen der Patient einen Fehler begeht;
- Momente während der Sitzung, in denen der Patient verbal oder nonverbal negative Gefühle gegenüber dem Therapeuten äußert (z. B. Frustration, Wut, Scham). z. B. Frustration, Wut, Scham, Schuldgefühle, sexueller Affekt, wenn er negativ konnotiert ist, usw.).
Das IDE wird immer dann proaktiv eingesetzt, wenn sich die Begegnung zwischen Patient und Therapeut in den angestrebten "Hot Spot"-Übertragungsbereich bewegt. Die Therapeutin/der Therapeut hilft der Patientin/dem Patienten dabei, ihre/seine Reaktionen auf die Patientin/den Patienten im angestrebten zwischenmenschlichen Bereich mit denen der misshandelnden Bezugspersonen zu vergleichen und zu kontrastieren.
Sobald die Unterscheidung explizit gemacht wurde, wird dem Patienten beigebracht, wie er in der neuen zwischenmenschlichen Realität, die zwischen ihm und dem Therapeuten besteht, funktionieren kann.