Kann man Antriebslosigkeit mit Medikamenten beheben, und falls ja: welches Medikament eignet sich am besten?
Fühlst du dich antriebslos und hast die Hoffnung, dass Medikamente dir gegen deine Antriebslosigkeit helfen könnten?
In diesem Artikel stellen wir die besten Medikamente gegen Antriebslosigkeit vor. Diese Medikamente sind allerdings rezeptpflichtig und du bekommst sie nur verschrieben, wenn bei dir eine psychische Erkrankung wie Depressionen oder ADHS diagnostiziert wurde.
Aber der Reihe nach.
Müdigkeit vs. Antriebslosigkeit
Zunächst ist es einmal wichtig zu unterscheiden, ob du überhaupt antriebslos bist. Denn es gibt einen großen wichtigen Unterschied zwischen Antriebslosigkeit auf der einen Seite und Erschöpfung bzw. Müdigkeit und Schlappheit auf der anderen Seite.
Für echte Müdigkeit kommen nämlich bestimmte Erkrankungen als Ursache in Frage. Deswegen ist es für dich wichtig, herauszufinden, ob nicht eine organische Krankheit hinter deiner vermuteten Antriebslosigkeit steckt. Weitere Infos über mögliche Ursachen von Müdigkeit und Erschöpfung und deren Behandlung findest du in meinem Artikel über Müdigkeit, Schlappheit und Antriebslosigkeit.
Depressionen
Antriebslosigkeit bedeutet im Vergleich zu Müdigkeit, dass man sich nicht aufraffen kann, bestimmte Dinge zu tun. Man ist lustlos und der Antrieb fehlt einfach. Antriebslosigkeit kommt sehr oft im Rahmen einer Depression vor und oft ist es so, dass sich diese Antriebslosigkeit im Laufe des Tages bessert. Morgens ist sie am schlimmsten und gegen Abend hin wird sie weniger und die Lust und Motivation kommt - zumindest ein bisschen, aber auch nicht immer.
ADHS
Bei ADHS ist zwar in der Regel keine Antriebslosigkeit vorhanden, aber einige Medikamente gegen ADHS wie z.B. Ritalin (Methylphenidat) oder Adderall wirken ab einer bestimmten Dosierung auch sehr antriebssteigernd und erhöhen die Leistungsfähigkeit - ein Grund, warum diese Arzneimittel unter anderem von Studenten zum besseren Lernen missbraucht werden.
Welche Medikamente wirken gegen Antriebslosigkeit?
Bereits erwähnt hatte ich ja schon die ADHS-Medikamente Ritalin und Adderall. Sie sind jedoch nicht die erste Wahl bei der Therapie einer Antriebslosigkeit, da in den allermeisten Fällen die Depressionen die Ursache sind.
Neben pflanzlichen Mitteln wie Johanniskraut gibt es unterschiedliche Arten von Antidepressiva, die man grob in antriebssteigernd und beruhigend einstuft.
Folgende Antidepressiva zählt man zu den antriebssteigernden:
SSRIs: Alle Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
SNRIs: Einige Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie z.B. Venlafaxin
Einige Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie z.B. Reboxetin
Nortriptylin
Einige MAO-Hemmer
Was ist das beste Medikament gegen Antriebslosigkeit?
Es ist jedoch zu beachten, dass die Wirkung von Antidepressiva auch immer recht individuell ist. Das bedeutet, dass ein Antidepressivum bei dir nicht so wirken muss, wie es bei den meisten anderen Menschen wirkt. Deswegen kann man auch nicht das eine beste Medikament gegen Antriebslosigkeit angeben.
SSRI: einige Beispiele
Aller Voraussicht nach wird dir dein Arzt aber zu einem SSRI-Antidepressivum raten, da hier der Aussicht auf Erfolg sowie die Verträglichkeit bezüglich der Nebenwirkungen am höchsten ist.
Folgende SSRI werden am häufigsten verschrieben:
Citalopram und Escitalopram
Fluoxetin
Fluvoxamin
Paroxetin
Sertralin
SSRI wirken, indem sie die Aufnahme von Serotonin, ein wichtiger Neurotransmitter deines Körpers, hemmen, so dass sich die Verfügbarkeit von Serotonin erhöht. Hierzu werden bestimmte Rezeptoren in deinem Gehirn blockiert, die normalerweise das Serotonin wieder aufnehmen würden.
Hierdurch bessern sich die depressiven Symptome, zumindest wenn diese Behandlungsmethode anschlägt:
die Lustlosigkeit nimmt an,
der Schlaf wird besser und Schlafstörungen verschwinden
die Konzentration wird wieder besser
Das Medikament Ritalin
Ritalin ist der Name eines Arzneimittels mit dem Wirkstoff Methylphenidat. Es wird zur Behandlung des Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzt. Von ADHS Betroffene haben das Problem, das sie sehr hippelig und zappelig (hyperaktiv) sind und sich zu gleich schlecht konzentrieren können (Aufmerksamkeitsdefizit, Mangel an Konzentrationsfähigkeit).
Das Medikament Ritalin hilft einigen Betroffenen, sich ruhiger und fokussierter zu fühlen. Im Gegensatz zu Antidepressiva wirkt es nicht auf den Botenstoff Serotonin, sondern eher auf den Neurotransmitter Dopamin ein. Bei Menschen, die kein ADHS haben, wirkt Ritalin eher aufputschend und stimulierend, man könnte auch sagen: antriebssteigernd. Zur Behandlung eine Antriebslosigkeit, wie sie bei Depressionen vorkommen, ist Ritalin eher nicht geeignet.
Einige ADHS-Betroffene werden leider fälschlicherweise als depressiv eingestuft, in diesen Fällen kann Ritalin dann tatsächlich wirksam sein.
Was du sonst noch tun kannst
Medikamente sind immer nur eine mögliche Option, eine depressive Störung in den Griff zu bekommen. Es sollte auch kein Dauerzustand sein, Antidepressiva einzunehmen. Daher solltest du immer auch schauen, worin mögliche Ursachen liegen:
Hast du viel Stress? Was sind deine Stressoren, die dich triggern? Hast du Strategien zur Entspannung?
Wie gesund ist dein Lebensstil? Hast du genügend Bewegung an der frischen Luft? Achtest du auf deine Ernährung?
Können deine Lebensumstände eine Ursache dafür sein, dass es dir momentan nicht gut geht?
Seit wann hast du Probleme mit dem Antrieb? Kamen diese wie aus dem Nichts oder gab es einen bestimmten Anlass?
Psychotherapie
Eine Psychotherapie kann eine gute Ergänzung zur Einnahme von Medikamenten sein. Doch auch eine Psychotherapie hilft nicht bei jedem. Da sie von den Krankenkassen bezahlt wird, ist sie meiner Meinung nach aber auf jeden Fall einen Versuch wert. Leider ist es nicht immer einfach, einen Termin zu bekommen, daher ist bei der Suche nach einem Therapeuten etwas Geduld, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen erforderlich.
Pflanzliche Mittel
Manchmal hilft auch ein pflanzliches Mittel wie Johanniskraut, Safran-Extrakt oder - mein persönlicher Favorit - CBD-Öl, um deine Depressionen samt Antriebslosigkeit zu lindern.
Ob Vitamin D bei Depressionen helfen kann, darüber ist sich die Wissenschaft noch nicht einig; hier gibt es Studien, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Fazit
Hinter Antriebslosigkeit kann auch Müdigkeit stecken, die durch eine organische Erkrankung zustande kommt. Deswegen ist es wichtig, dies abzuklären. Ansonsten steckt hinter einer ernsthaften Antriebslosigkeit oft eine Depression, für die es unterschiedliche Arten von Antidepressiva gibt. Ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer ist oft erste Wahl und kann innerhalb von Wochen schon deutliche Besserung bei depressiven Störungen bewirken. Dennoch sollte sich die Therapie nicht nur auf Medikamente stützen, genauso wichtig ist es auch, andere Hilfe z.B. in Form von Psychotherapie anzunehmen.